Künstlergruppe Breitengrad im Deutschen Salzmuseum Lüneburg
Magazin „Prise“ der Landesleitung Lüneburg – Dezember 2019
Künstlergruppe Breitengrad e.V. im Deutschen Salzmuseum Lüneburg
Landeszeitung für die Lüneburger Heide vom 12.11.2019
Salzausstellung in Bad Reichenhall
Notizen zur Ausstellung FARBSTRÖMUNGEN Teil 2
von Dr. Bettina Krogemann
Assoziationen
Die Arbeiten aus der Serien, die die Ausstellung Farbströmungen bestreiten, tragen alle Titel, dazu Nummern. Mit den Titeln, die den Assoziationen der Künstlerin entsprungen sind, werden uns Betrachtern Türen geöffnet, um mit den ungegenständlichen Artefakten leichter in Berührung zu kommen, sie emotional aufzunehmen und mit unserer Gefühlswelt zu verbinden. Die Gemälde heißen City Life, Aufgeschichtet, Alles im Fluß, Parallele Gärten und Plantagen. Unter dem Eindruck unterschiedlichster topographischer Situationen, in denen sich die Künstlerin befand, entstanden die Gemälde aus dem Zyklus City Life: Die quirlige, in bunten, expressiven Farben gehaltene Komposition ist nach einer Reise der Künstlerin nach Capetown entstanden. Das aus der Perspektive der Aufsicht wiedergegebene Großformat weist auf eine extreme Vertikalität und das Prinzip verdichteter Baumassen und legt einen Vergleich mit New Yorks Manhattan nahe. Gärten sind seit jeher eine große Inspirationsquelle für Maler. Die französischen Impressionisten haben es uns vorgemacht. Nirgendwo wurde die Farbenpracht neuer exotischer, mittlerweile auch in Europa beheimateter Kulturpflanzen besser eingefangen als im Licht und in dem zur Abstraktion neigenden Pointilée der Maler des späten 19. Jahrhunderts. Die Pflanzen und Gärten faszinierten die Künstler sehr. Von Monet ist über einen befreundeten Zeitgenossen überliefert, dass er mehr botanische Schriften und Gartenbücher las als Texte zur Ästhetik. Farbenlehren bestimmten die Gartenbaukunst genauso wie die Malerei, beides ging Hand in Hand. Gartenbau, Vegetation, das sind Welten, denen sich die Künstlerin auch durch ihre Lebensweise eng verbunden fühlt. In den Arbeiten aus dem Zyklus Plantage steht, wie in der Monokultur dieser Anpflanzungen, immer eine Farbe im Vordergrund, die durch weitere Farbreflexe belebt wird und in Bewegung gerät. Diese Bilder erzählen von üppigem Wachstum, von Reife, von reicher Ernte.
Einheit der Dinge
Eine Reihe von Arbeiten tragen den Titel Alles im Fluß. Parallel gesetzte, schmale, streifenartige Farbflächen ziehen sich in der Horizontalen über die Bildfläche. Die Farbgebung der Flächen ist fein aufeinander abgestimmt, sie wirken dadurch wie ruhige Farbbahnen, die gemachvoll in einen nicht endenden Kreislauf fließen. Ihnen ist der antike philosophische Gedanke panta rhei ablesbar, den Heraklit in seiner Flußlehre formulierte und der die Denker bis zum heutigen Tag beschäftigt. Alles fließt, nichts bleibt, es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln, wie in der mit unbegrenzten Möglichkeiten belegten Abstrakten Malerei, in der sich schließlich und endlich alles wieder zu einer Einheit der Dinge fügt.
1Raphael Rosenberg, Turner, Hugo, Moreau: Die Entdeckung der Abstraktion, Akat. Frankfurt a.M., 2007, S. 43.
2Peter Haller, Abstrakte Kunst nach 1948 Sammlung Serviceplan, München, 2012, S. 29.
Notizen zur Ausstellung FARBSTRÖMUNG Teil 1
von Dr. Bettina Krogemann
Abstrakte Malerei hat viele Facetten. Das wird augenscheinlich, wenn man die Kompositionen von Tanja Schmidt-Osterkamp aus den vergangenen Jahren nebeneinanderstellt, sie vergleicht. Keine Serie gleicht der anderen, kein Bild dem anderen, jedes Mal ist ein besonderer Aspekt der Farbe und der Form greifbar, der bestimmend in den Vordergrund rückt. Die Malerei ohne Gegenstand, die Abstraktion, ist eine Kunstform, die die Menschheit schon seit der Antike beschäftigt. Der Kunsthistoriker Raphael Rosenberg hat sich lange in seinen Forschungen mit dem Thema Abstraktion beschäftigt und resümiert: Die ästhetische Reflexion über Farben begann schon in der klassischen Antike und spielte sich zwischen Physik, Malerei, Psychologie und Philosophie ab. Die ersten Farbenlehren entstanden viel früher als vergleichbare Linien- und Kompositionstheorien.1 Die Farbe war so seit jeher erster, wichtigster Ausdruckträger für den Maler der Abstraktion, die Linie der zweite. Mit den Eigenschaften der Linie beschäftigte sich erst viel später Albrecht Dürer in der Renaissance. Ihm folgten die Künstler der französischen Akademie des 18. Jahrhunderts, die den ästhetischen Ausdruckswert der Linie ergründeten. Dem Diktat des Gegenstandes sich verweigernde Farben und Linien hatten dann ihren ersten großen Auftritt in der abstrakten Malerei zum Auftakt des 20. Jahrhunderts.
Heute ist die abstrakte Malerei so aktuell wie nie. Der Münchener Kunstsammler Peter Haller sieht ihre immense Bedeutung für die Kunstgeschichte anthropologisch, also im Wesen des Menschen selbst begründet. Sie entsteht für ihn durch den Drang des Schaffenden, einen freien, unabhängigen emotionalen Ausdruck zu finden: Gegenstandlose Kunst ist nichts anderes als das Bedürfnis des Künstlers, sich auf diesen emotionalen Ausdruck allein zu beschränken und mit Farben, Formen und Materialien Befindlichkeiten und Gefühle darzustellen. Dabei wird alles weggelassen, was die Reinheit, Freiheit und Unmittelbarkeit des Ausdrucks behindern könnte. Das Faszinierende an abstrakter Kunst ist, ungestört durch Gegenständliches der Persönlichkeit des künstlerischen Ausdrucks und damit dem Künstler selbst unmittelbar zu begegnen.2
Text von Dr. Christine Giesen, Kunstsachverständige für die Museen in Madrid
Dr. Christine Giesen bei ihrer Eröffnungsrede zur Ausstellung „ZEITENLAUF“ der Künstlergruppe Breitengrad e.V in der Kaue der Zeche Fürst Leopold in Dorsten am 1.7.2018
TANJA SCHMIDT OSTERKAMP
Rekultivierung! Wald-Kohle-Wald. Vierkanthölzer, Acrylbemalung.
Tanja Schmidt Osterkamp hat sich die symbolische Darstellung des rekultivierten Laubwaldes zum Thema gesetzt. Schon mehrfach verwendete sie Holzstäbe für ihre Kunstwerke, so in ihrer Serie von Farbstabiles.
Vom Wald zur Kohle und wieder zum Wald diesen Zyklus evoziert ihr Objekt. Vor Hunderten von Jahrmillionen wurden in Mitteleuropa riesige Wälder allmählich vom Meerwasser überspült. Die modernden Pflanzen begünstigten erneut das Wachstum von Bäumen, das Fehlen von Sauerstoff ermöglichte die Torfbildung, und der Druck von Geröll und Sand bildete die Braunkohle, aus der schließlich Steinkohle wurde.
Im Zeichen des Klimawandels hat die Energiegewinnung aus Kohle keine große Zukunft mehr, obwohl die Vorräte noch lange reichen würden. Eine Ära mit stolzer Tradition nähert sich seinem unausweichlichen Ende., kommentiert es die Künstlerin selbst im Text zu ihrem Projekt.
Während man früher in den Bergbaugebieten an Rhein und Ruhr die Rückeroberung der Halden und Abbaugruben durch die Natur sich selbst überließ, werden heute die Bergbaufolgelandschaften von Landschaftsarchitekten gezielt gestaltet. Hierbei entstehen neue Kompositionen aus Landschaftselementen für die Land- und Forstwirtschaft, zu Freizeit- oder Erholungszwecken oder zum Schutz der Natur.
Der Kreislauf schließt sich also, vom Wald zur Kohle und wieder zum Wald
Links zu Berichten über die Ausstellung „Zeitenlauf“ der Künstlergruppe Breitengrad e.V. in Dorsten, Zeche Fürst-Leopold
LOKALlust vom 26. Mai 2018
Bericht über die Ausstellung der Gruppe Breitengrad e.V. in der Zeche Fürst-Leopold, Kaue in Dorsten mit dem Titel „Zeitenlauf“
Seite 1
Seite 2
Film zur Ausstellung in der Kaue Fürst Leopold Zeche Dorsten mit der Künstlergruppe Breitengrad e.V.
www.youtube.com/watch?v=p8ssPwztIhc
Information auf der Homepage der Gemeinde Kirchheim im Februar/März 2017
Kunst im Rathaus
Breitengrad goes Seeboden
Mag. Luise Kloos, Künstlerin, Kulturmanagement – Kuratorin der Ausstellung
Breitengrad goes Seeboden
Ausstellungseröffnung am 9.2.2016, Impuls Center, Seeboden
Tanja Schmidt Osterkamp „Out of Doors“ – Vollkommen abstrakt hingegen ist die Bildlösung von Tanja Schmidt Osterkamp. In “Out of Doors” – also im Freien, sind wir visuell vollkommen in die Natur hineingeworfen. Wir fühlen im Bild die Größe der Natur und deren Geheimnisse und zugleich begreifen wir auch unsere Begrenztheit. Die unterschiedlichsten Grüntöne zueinander komponiert zeigen von einer beherzten und begeisterten Malerin, die die Farbe liebt. Und die es liebt uns in der Natur ihrer Bilder “auszusetzen”.
Kultur im Quartier
Süddeutsche Zeitung 8.6.2015
Dr. Bettina Krogemann, Kunsthistorikerin, München, Mai 2011
Farbwelten und Rhythmus
Die Abstraktionen von Tanja Schmidt Osterkamp aus den Jahren 2010 und 2011 sind rhythmisch unterschiedlich geprägt. Die Kompositionen können mosaikförmig zusammen gesetzt sein oder in leicht geschwungenen, wellenartigen Formationen verlaufen, wie in der Serie „Ich höre das Rauschen am Fluss I – III“. Oder sie sind in gestisch gesetzten Flächen aufgebaut. Gestaltet die Farbe hingegen große monochrome Flächen, so ist sie in sich wiederum fein skaliert und kann schließlich in polychrome Partien auslaufen. Die Farbpalette von Tanja Schmidt Osterkamp ist breit, die Kolorierung ion jedem Bild, in jeder Serie ist stets ein malerischer Neuanfang, ein beispielloser Ausgangspunkt. Ihre Gemälde vollendet die Künstlerin rein nach ihrem Gefühl. Für Tanja Schmidt Osterkamp zählt, dass sie in ihren Augen „Tiefe, Substanz, Dauer und Bestand“ haben. Die Gemälde dürfen nicht kurzlebig sein.
Dr. Bettina Krogemann, Kunsthistorikerin, München, Mai 2011
Abstrake Wege
„Mein entscheidendes Ausdrucksmittel ist die Farbe“, erkärt Tanja Schmidt Osterkamp selbst zu ihrer Malerei. Die Farbe, sie trägt in ihrem Werk die Komposition, die Form des Auftrags bestimmt den Rhythmus im Detail, das Verhältnis der Farbflächen untereinander ruft die Spannung des Ganzen hervor. Harmonisches Nebeneinander oder die ausdrucksstarke Konfrontation der verschiedenen Farben untereinander machen dabei die Kraft, Vehemenz, Stärke eines Gemäldes aus. Tanja Schmidt Osterkamp arbeitet – und dies ausschließlich – abstrakt. Die Farben, die sie verwendet, sind nuanciert gemischt, um ihnen einen Charakter, einen Geist zu verleihen, den der Betrachter seelisch und emotional erleben kann. Als Malmittel setzt sie meist das schnell trocknende Acryl und Pigmente ein. Die Arbeit an einem Gemälde erstreckt sich immer genau bis zu dem Zeitpunkt, in dem die „Spannung im Bild“ aufgebaut und das perfekte Verhältnis von „Harmonie und Konfrontation“ ausgelotet ist. Richtungszeiger dafür ist Schmidt Osterkamps „Suche nach dem Bruch im Bild“, dem gewissen Etwas, das Augen und Gedanken des Betrachters reizt. Auch wenn viele Gemälde einen Titel tragen, eine malerische Entsprechnung zu Stimmungen und Athmosphären ihrer mwelt sind, etwa zu Klängen und Lichtreflexen, soll der Betrachter stets einem entsagen: der Assoziation mit dem realen Objekt. Alle Gemälde stehen für die radikale Abkehr vom Gegenstand, genau so, wie es vor hundert Jahren der Vater er malischen Abstraktion Wassily Kandinski forderte.